Noch sind nach Obamas Wahl kaum reale Verbesserungen zu sehen, was die Lebensbedingungen von Schwarzen angeht. Aber Afroamerikaner kämpfen in E- und U-Kultur wieder vernehmbarer um mehr Anerkennung. Der Disneykonzern beispielsweise erntete viel Kritik für sein Filmprojekt „The princess and the frog“, eine Variante des Froschkönigs, die in New Orleans spielt und die erste schwarze Disneyprinzessin zeigt. Und in New Yorker Theatern sieht man zwar viele schwarze Themen, aber afroamerikanische Bühnenautoren kämpfen dennoch mit Benachteiligung. Ein Blick in die schwarze Unterhaltungs- und Hochkultur der USA.

Die erste schwarze Disney-Prinzessin kommt spät. Schließlich hat Disney in „Alladin“ eine arabische, in „Pocahontas“ eine indianische, und in „Mulan“ gar eine chinesische Prinzessin präsentiert. Angela Bronner Helm, Bloggerin bei Blackvoices.com, kann über all das hinwegsehen – nicht aber über den Helden in „The princess and the frog“: Prinz Naveem mit eindeutig weißen Gesichtszügen.

„Der Prinz passt nicht zu ihr.  Jasmin hatte ihren arabischen Prinzen, Mulan ihren chinesischen Traummann. Sagt der Konzern uns etwa, dass es nicht einleuchtet, dass ein Afroamerikaner ein Prinz sein kann?! Wollen wir da plötzlich ein gemischtes Pärchen? Gerade bei der ersten afroamerikanischen Prinzessin?!“

Selbst, wenn ihre Tochter nun ein Rollenvorbild habe, habe ihr Sohn das nicht, moniert Bronner Helm. Die historische Erfahrung vom weißen Herrn und schwarzer Dienerin klingt unbewusst an, vielleicht gar die Widersprüchlichkeit eines Thomas Jefferson, der als Verfassungsvater Sklaven besaß und eine schwarze Dienstmagd gar als Konkubine hielt.

Der Froschprinz werde zumindest von einem brasilianischen Schauspieler gesprochen, verteidigte sich Disney. Der Konzern hatte ohnehin schon Verbesserungen vorgenommen: Er änderte den Namen der Hauptfigur von „Maddy“ in „Tiana“, machte sie von einer Dienstmagd zu einer Kellnerin. Trotz allem kann Angela Bronner Helm der Geschichte auch etwas Positives abgewinnen:

„Ich weiß nicht, ob die Diskussion so ernst geworden wäre, hätten wir keinen afroamerikanischen Präsidenten gehabt. Nun horchen die Menschen auf.“

Auch in der New Yorker Theaterwelt scheinen schwarze Themen derzeit en vogue: In „Groundswell“ von Ian Bruce oder „The good negro“ von Tracey Scott Wilson etwa. Das vielfach hochgelobte „Ruined“ von Lynn Nottage erhielt den Pulitzerpreis. Doch Regisseur und Theaterautor Jackie Alexander bleibt skeptisch.

„Lynn Nottage ist eine absolute Ausnahme. Als ich ihr Stück gesehen habe, bestand das Publikum überwiegend aus Weißen! Es ist immer noch sehr schwer, genuin schwarze Stücke zu stemmen. Sie sprechen eigentlich meist nur ein schwarzes Publikum an; sie kommen kaum bis an den Broadway. Die meisten afroamerikanischen Schauspieler und Bühnenautoren arbeiten nur für schwarze Theater!“

Großproduktionen gehen nur selten an afroamerikanische Regisseure. Einige sprechen sogar von institutioneller Diskriminierung. Da zeigt das Belasco Theatre am Broadway zum Beispiel einen Klassiker: „Joe Turner’s Come and gone“. Der Autor August Wilson hatte sich für seine Stücke ausdrücklich afroamerikanische Regisseure gewünscht, damit sie Chancen erhielten, ganz abgesehen davon, dass sie gute Einblicke in das Milieu dieser Sozialdramen hätten, so die Hoffnung Wilsons. Das Belasco Theatre wählte mit Bartlett Sher jedoch einen weißen Regisseur. Es hilft da wenig, dass die Bühne sich damit brüstet, die Obamas hätten das Stück Anfang Juni gesehen, meint Jackie Alexander.

„Zu so einem großen Stück geht jeder. Es wäre eher ein Statement gewesen, wenn Obama zu einem Off-Broadway-Stück gegangen wäre…“

Afroamerikanische Autoren müssten sich mit Talent, Verbindungen und seltenen Sujets durchsetzen, seufzt Jackie Alexander. „Pure confidence“ von Carlyle Brown etwa behandelte schwarze Jockeys vor dem Bürgerkrieg; „Things of dry hours“ von Naomi Wallace beleuchtete die wichtige Rolle der Schwarzen in der kommunistischen Partei Amerikas zur Zeit der Großen Depression. Jackie Alexander untersucht in seinem gegenwärtigen Stück „The high priestess of dark alley“ die Feindseligkeiten zwischen hellhäutigeren und dunkelhäutigeren Schwarzen – ein genuin afroamerikanisches Thema, das dennoch Zuschauer aller Hautfarben anlocke:

„Denn sie alle kennen diese Form von Diskriminierung. Nach dem Stück haben mich schon Weiße angesprochen, die fühlen, dass sie wegen ihrer Herkunft oder ihrer Vorfahren angeblich niedriger stehen als andere Weiße.“

Ob in U- oder E-Kultur – die Wut der Afroamerikaner über vielerlei Schieflagen ist gerechtfertigt. Aber vielleicht, so bleibt zu hoffen, ist es in der Kulturwelt genauso wie anderswo: Erhitzte Diskussionen kündigen Veränderungen an.

Für „Kultur heute“ im Deutschlandfunk