Ganz schön stressig, die letzten Tage des Wahlkampfes, vor allem für einen: Barack Obama. John McCain dürfte zwar auch ziemlich geschlaucht sein. Aber der mag noch lässig ein paar Gesetze im Senat durchwinken und dann seinen Lebensabend in einem seiner zahlreichen Häuser verbringen. Für Obama geht der Stress jetzt erst richtig los. Wie steht er das durch? Ein Blick in seine Tagebücher, in denen sich Obama an die vergangene Woche erinnert…

Getippe auf Tastatur

6.11.2008
Der erste Tagebucheintrag nach 21 Monaten. Ganz schön ruhig hier plötzlich in meinem Haus in Chicago, seit der Secret Service das Viertel abgesperrt hat.

Obamas Stimme: „…no cars on the road, no planes in the sky…“

Keine Autos, keine Flugzeuge. Die CIA braucht Platz, aber die uneinsichtigen Nachbarn wollen ihre Häuschen nicht räumen…Vielleicht könnte ich die einfach zwangsversteigern lassen?

Obamas Stimme: „…like we do it in America: block by block, brick by brick… We will defeat you!“

Block für Block, Ziegel für Ziegel…Wäre doch ganz zeitgemäß…Euch kriegen wir schon klein. Schließlich bin ich der mächtigste Mann der Welt!

Was für eine Nacht neulich… Wie die Leute doch geweint haben, zum Beispiel der Jesse Jackson…Aber dass Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey schniefte…die gute soll mal lieber für meine Bücher werben, mit den Verkaufserlösen könnte ich glatt das Haushaltsloch stopfen.

Dabei habe ich ja noch Abermillionen an Wahlkampf-Spendengeldern…was mache ich damit bloß..? Hillary aus ihren Schulden raushauen?! Ich bin doch kein Sozialist!!! Vielleicht kann ich „Joe the plumber“ einen Kredit geben, damit der doch diese Klempnerfirma kauft. Dann nämlich verdient er mehr als 250000 Dollar im Jahr und schon greift die Reichensteuer!

Kaffeemaschine

Pu, lange keinen Kaffee mehr selbst aufgesetzt. Da fällt mir ein: Bald ist ja Kaffeekränzchen mit George W. Bush!

Marsch: Yellow Rose of Texas

Vom Brezel-Essen werde ich den Mann mal abhalten – das wäre ja das letzte, wenn Georgie erstickt,  das „Texas Pretzel Massacre“… Dann wird Dick Cheney Übergangs-Präsident und richtet Chaos an,  mit ein paar Atombomben auf seine Erzfeinde Iran, Syrien, Pakistan, Nordkorea und das liberale New York!

Atombombensound

Und hoffentlich ist Bushs Hund „Barney“ nicht auf Demokraten oder Schwarze abgerichtet. Dabei kann einem der Köter ja leid tun…

Obamas Stimme: „He has endured sacrifices for America that most of us cannot begin to imagine!“

Er musste Bush ja andauernd ertragen in den letzten Jahren…

Bei Benjamin Franklin! Wo bekomme ich denn das Hündchen für meine Töchter her?! Hatte ich ja live  versprochen.

Obamas Stimme: „Sasha and Malia, you have earned the puppy for the white house…“

Vielleicht einen Schäferhund vom Zoll? Hauptsache kein Pitbull mit Lippenstift. Was für ein Stress ! Soll ich mich mit Koks aufputschen? Passt nicht ganz zu einer Gesundheitsreform, schätze ich. Und ich kann mich nicht rausreden wie Bill Clinton damals mit Marihuana. Er ‚habe das nicht eingeatmet…‘ Toll. „Ich habe nichts hochgezogen“. „Powder“ statt „Power“ in the White House?! Lieber nicht, schließlich verfolgt mich die Medienmeute doch jetzt schon den ganzen Tag.

Selbst zum Fitnesstraining nach der Wahl…Und dieser Parvenü Arnold Schwarzenegger, dieser ehemalige Pornodarsteller! Der wollte mir Krafttraining gegen meine – Zitat –  dünnen Ärmchen und Beinchen verordnen!

Obamas Stimme: „The the true strength comes not from the might of our arms…“

Es geht nicht um Muskeln, sondern Macht! Herr Gouvernator, die Bundeszuschüsse sind gestrichen!

Vielleicht ist mal Yoga mit Madonna drin, das kickt bei meinen jungen Fans. Und wie gewinne ich die McCain/Palin-Wähler für mich? Seehundbabys in Alaska jagen? Illegale Immigranten an der Südgrenze mit Paintball-Attacken verscheuchen?

Obamas Stimme: „It will be tough!“

Das wird hart, der amerikanische Pöbel will seine Präsidenten-Show. No business like political showbusiness. No drama like O-bama.

Obamas Stimme: „But there is so much more to do…“

So viel Stress…ich brauche ein motivierendes Ziel!

Hawaii-Musik: Aloha Oe

Ich glaube, ich mache irgendwann mal Urlaub auf Hawaii. Das habe ich Michelle sowieso versprochen.

Obamas Stimme: „We may not get there in one year or even one term, but…we will get there. I promise you. Yes we can“

Vielleicht nicht in einem Jahr oder in der ersten Regierungsperiode – aber irgendwann bestimmt!

Hawaiimusik…

(für Neonlicht im Deutschlandradio Kultur)