Vor mehr als 50 Jahren publizierte John Rawls ein revolutionäres Werk: „Eine Theorie der Gerechtigkeit“. Das Buch wird heute in einem Atemzug mit des Werken Platons, John Lockes, Thomas Hobbes‘ und Immanuel Kants genannt. Aber kann es Probleme wie Migration, Rassismus und Sexismus fassen?

John Rawls‘ zentrales Gedankenexperiment funktioniert so: Lasst uns eine Gesellschaft so gestalten, dass wir über ihren Aufbau entscheiden, ohne zu wissen, was für eine Position wir später in dieser Gesellschaft haben werden. Hinter diesem „Schleier des Nichtwissens“, so vermutet Rawls, würden wir für Folgendes stimmen: Für elementare Freiheiten und Menschenrechte. Für eine Ordnung, in der selbst die Ärmsten und Untalentiertesten noch würdig leben können. Für eine Ordnung, in der alle vom Reichtum und von den Talenten der Leistungsstärksten profitieren – womöglich durch eine Umverteilung?

John Rawls hat damit viel Nachdenken ausgelöst – zum Sozialstaat, zu den Beziehungen der Staaten untereinander, zur Weltwirtschaftsordnung. Über all das habe ich mit Tamara Jugov gesprochen. Sie ist seit 2021 Philosophieprofessorin an der TU Dresden. Nachzuhören auf den Seiten von „Essay und Diskurs“ im Deutschlandfunk.